wie jeze… offen…

gehen wir doch mal pragmatisch an die sache heran. und mit nur einem gaaanz kleinen bisschen rotwein. primär auch, um den hässlichen nackenschmerz zu betäuben, den man sich gestern auf dem langen und nervigen rückflug aus dem schönen (und man glaubt es kaum, sonnigen) london zugezogen hat.

seit einiger zeit befinden mr. big und ich uns ja in einer art „öffnungs-phase“. das heisst, wir haben keine klassische offene beziehung, aber wir testen viel aus, und versuchen die grenzen in soweit auszuweiten, dass wir beide unsere bedürfnisse befriedigen können.

gestartet ist die diskussion mit einer vielschichtig-anstrengenden situation. wir waren auf einem wellness-trip, eine kollegin kam mit, mr. big hielt die füsse (und hände) nicht still und forcierte einen dreier, den amelina in gekonnter ‚ich-trinke-jetzt-solange-bis-ich-nix-mehr-merke-oder-es-mich-nicht-mehr-stört-manier‘ von sich abprallen liess… nicht ohne am nächsten tag, als madame horizontal-wellness endlich abgefahren war, eine entsprechende szene hinzulegen.

ganz im ernst: mich hat nicht gestört, dass er sie gevögelt hat. wirklich nicht. was mich gestört hat, war seine ignoranz gegenüber meinen bedürfnissen. klar stand ich nicht wie rumpelstilzchen auf den boden stampfend neben ihm und hab gift und galle gespuckt… aber mit einem klitzekleinen bisschen empathie hätte auch der hölzernste pfosten erkannt, dass ich nicht wirklich in stimmung bin. dafür ist monsieur aber situationsblind, wenn er in vollgas auf sein ziel zurast.

wie dem auch sei. ich will ja hier keine asbach-uralten kamellen hervor würgen. mein resumee war auf jeden fall, dass es was zu ändern gilt – ob der herr nun möchte oder nicht. wobei sein gewicht klar auf der ‚eher-nicht-seite‘ lag. kaum verwunderlich, da er ja ziele unverholen auch dann ansteuert, wenn ich dabei bin, mich im gleichen raum befinde oder sogar frustriert daneben sitze.

hierzu sei erwähnt, dass unsere regelung bis dahin die war, dass wir „immer alles zusammen machen“. das heisst, relativ offen im partykontext knutschen und fummeln oder andere pärchen treffen… aber nie ohne einander. hier liegt aber auch der hund (und das ist ein richtig grosser, mit verfilztem fell und ganz viel stinke-sabber an der schnauze) begraben: wenn er sich natürlich und frei verhalten kann, während ich da bin – ich im gegenzug aber (ohne es bewusst zu steuern) rücksicht auf ihn nehme und mich in diversen situationen zurück halte, dann entsteht hier eine ungerechtigkeit. und hier spricht jetzt nicht die fünfjährige amelina, der gerade der lolli geklaut wurde. es ist die, die viele situationen entschärft hat, indem sie davon absah zu flirten. die, die etliche verhör-anmutende befragungen über sich ergehen liess um aufrichtigkeit zu demonstrieren. und die, die den ein oder anderen kontakt nicht vertieft hat, um nicht noch mehr unmut zu säen. okay – mr. big’s unmut zeichnet sich durch intensive reaktionen aus (und wir reden hier von wirklich intensiven reaktionen). nicht solche wie die meinigen, die sich bspw. durch einen gequälten blick in den grauen regenhimmel darstellen.

aber nur weil er mein verhalten nicht auf einem silbertablett serviert bekommt, heisst das noch lange nicht, dass er es nicht fressen muss. *gepresstes ausatmen* und rauchen gehen.
hey… ich kann draussen schreiben und rauchen – thanks god it’s summer (herzaugen-emoji).

also – das ist nicht der punkt. zumal mir vielleicht auch nicht jedermann folgen kann, wenn ich so wutentbrannt in die tasten haue (hört man bestimmt bis nach münster, oder so:)).

der punkt ist, dass die gesamtsituation für mich unbefriedigend war und demnach geändert werden musste. und weil mr. big zwar eine überproportional ausgeprägte libido hat aber auch ein sehr cleveres kerlchen ist, machten wir uns auf, die regeln neu zu definieren. leider ist er auch ein sehr verhandlungsstarkes kerlchen (wie seine steile, erfolgsorientierte karriere belegt). drum sind wir nun vielleicht, vielleicht an einem punkt des weges angelangt, an dem wir einen schritt zurück gehen müssen (auch wenn schon die ein oder andere leiche am wegesrand verendet ist), um den aktuellen stand zu hinterfragen.

jeder der mich kennt weiss, dass es für mich unglaublich wichtig ist, frei zu sein. autonom meine eigenen entscheidungen zu treffen und mich weder kontrolliert noch gesteuert zu fühlen. zu viel druck löst IMMER eine gegenreaktion aus. fühle ich mich frei, bin offen und gelöst, trudle innerhalb der möglichkeiten fröhlich durch die gegend und entdecke mich selbst und meine umwelt (seht ihr das unschuldige lämmchen? okay – vielleicht etwas übertrieben…) ich möchte aber, das jeder genau das tun und lassen kann was er möchte, ohne eingeschränkt zu sein. hinzu kommt eine grosse portion empathie gegenüber meinen liebsten. will meinen, ich mache lieber ein paar schritte zurück wenn ich merke, dass jemand sich unwohl oder eben eigeschränkt fühlt.

dem gegenüber steht ein mensch, der jede chance beim schopfe packt und und IMMER jede grenze ausreizt. dies bis entweder die steine aus der mauer bröckeln oder eine alarmsirene losheult. zudem hat er den starken drang sich und seine umwelt zu kontrollieren – aus welchen beweggründen sei jetzt mal unkommentiert dahin gestellt.

auf dieser basis diskutierten wir in stundenlanger fleissarbeit ein konstrukt hervor, von dem wir das gefühl hatten, es könnte die lösung bieten. keine offene beziehung, sondern ein ‚freipass‘ für einen tag – 24 stunden tun und lassen was man möchte. dies als experiment; unter umständen mit wiederholung; primär um zu prüfen, wie sich das so anfühlt.

was wir bei diesem ‚experiment‘ nicht bedacht hatten war die tatsache, dass sich jeder von uns gemäss seiner aktuellen, natürlichen bedürfnisse verhalten würde. inklusive dem mass an zielstrebigkeit, welches jeder bei dem ausflug in seinem rucksack hat.

ergo hat er – volle kanne – gedatet, kommuniziert, gevögelt und sein ego feiern lassen; und ich eine autonome party im kinky-kontext zelebriert. war halt nix zum vögeln da, also hab ich nix gevögelt – was für mich erstmal so weit so gut war. tatsächlich hatten wir zwei rauschvolle, liebenden tage voller vertrautheit und innigkeit. bis sich herausstellte, dass mr. „ich will einfach viel vögeln“, im nach hinein durchaus gefallen an längerfristigen ego-streicheleinheiten fand. und hier liess sich die, für das experiment auserkorene, natürlich nicht lumpen.

und *flätsch* war meine eifersucht erwacht. aus meine blickwinkel noch immer absolut verständlich (ich schläfere uns jetzt nicht noch einmal mit den ganzen gründen dafür ein *gähn*); aus seinem blickwinkel allerdings übertrieben und anstrengend. natürlich nur solange ich nicht (auch wieder mittels gaaanz vielen gründen) den spiegel umdrehe und ihm bewusst mache, wie schnell er in solchen situationen an die decke (und manchmal durch sie hindurch) geht.

ob das experiment nun gescheitert ist oder nicht lässt sich schwer definieren. der nächste freipass ist in der pipeline. aber nun kommt mir der gedanke:

ist das der richtige weg, wenn ich das gefühl habe „dieses mal muss ich vögeln! damit es sich dann ausgeglichen anfühlt“…? manche werden „JA“ rufen und andere „NEIN“ raunen. und ich frage mich einfach, entspricht das dem bedürfniss nach freiheit, welches ich mir für mein seelenheil wünsche? die zeitliche begrenzung ist nicht das, was mich stört. ich kann wirklich prima ‚für eine nacht‘ den moment geniessen und voller glück und euphorie nach hause zurück kehren und mich daheim geliebt fühlen. aber auch, wenn der weg dahin ein kampf war? eine aneinanderkettung von verhandlungen mit stahlhartem faktenwurf und grenzzäunen gespickt mit stacheldrat und selbstschussanlagen… entspricht das meinem bedürfnis nach ‚freiheit‘? *kicher – räusper – grübel – schluck*…

gute frage. nächste frage.

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